In der Phantasie mancher Hundehalter sieht es ungefähr so aus: Wird der Hund mit rohem Fleisch gefüttert, erweckt man dadurch auch den inneren Wolf wieder zum Leben. War der Haushund bisher ein gut erzogenes Schoßhündchen, kann das rohe, blutige Fleisch ihn daran erinnern, dass er eigentlich ein Raubtier ist. Auch ohne weitere Erklärungen glauben daher viele Hundebesitzer vorschnell, dass Barf aggressiv macht und den Hund wild werden lässt. Doch stimmt diese Behauptung überhaupt oder handelt es sich dabei nur um einen alten Mythos?
Hat der Hund „Blut geleckt“?
Eine häufige Angst unter Barf Neulingen ist diese, dass der Geruch und Geschmack von frischem Blut wie eine Droge auf die eigene Fellnase wirken und den Hund damit blutrünstig machen. Tatsächlich ist ein solches Verhalten beispielsweise bei Haien oder Piranhas zu beobachten. Auch ein ausgehungerter Wolf in freier Wildbahn folgt einer Blutspur mit großer Beharrlichkeit.
Unsere Haushunde sind jedoch keine ausgehungerten Beutereißer mehr und Blut stellt für sie zwar eine leckere „Soße“, aber auf keinen Fall eine Droge dar. Man kann sich in Anwesenheit des Hundes also sogar mal aus Versehen in den Finger schneiden, ohne Angst haben zu müssen, dass etwas passiert. Wer seinen Hund mit frischem Fleisch füttern möchte, kann das Ganze somit beruhigt und problemlos tun.
Macht Barf aggressiv? Barfen und der Jagdtrieb
Oft wird auch behauptet, dass Barf den natürlichen Jagdtrieb eines jeden Hundes wieder aktiviert. Der Gedankengang ist dabei meist folgender: Der Hund wird durch Barf aggressiv und begibt sich – sobald er frei laufen darf – sofort auf die Suche nach dem frischesten Fleisch, das er bekommen kann, nämlich lebendigem Fleisch.
Was sagen die Fakten? Die Fütterung mit frischem Fleisch bringt den Hund keinesfalls auf den Gedanken, in Zukunft verstärkt selbst zu jagen. Ob die Fellnase einen ausgeprägten Jagdtrieb hat oder nicht, hat mit der Rasse zu tun und liegt in den Genen: Sind die Vorfahren Jagdhunde, spricht ein Hund auf entsprechende Reize eher an. Womit der Vierbeiner gefüttert wird, interessiert dabei aber kein bisschen.
Aggression und Schmerz
Wenn man Schmerzen hat, ist man leichter reizbar, das ist völlig logisch. Leider führen viele Fertigfuttersorten bei Hunden zu verschiedenartigen Verdauungs- und Verwertungsproblemen. Der hohe Zuckergehalt und der Zusatz von Getreide und industriellen Konservierungsmittel sorgen für Blähungen, Durchfall, Verstopfung oder Gelenkschmerzen. Da der Hund natürlich nicht sagen kann „Du, das Futter bekommt mir nicht, davon tut mir immer der Bauch weh“, kann er sich nur Luft machen, indem er seine Empfindungen anders zeigt. Viele Hunde werden also durch falsche und minderwertige Ernährung, aber nicht durch Barf aggressiv.
Wird der Hund durch Barf aggressiv? Das Gegenteil ist der Fall!
Ist ein Hund nicht ausreichend mit hochwertigen Proteinen versorgt (die frisches Fleisch zur Genüge liefert), kann es zu einem Mangel an Serotonin im Gehirn kommen. Dies kann dazu führen, dass der Hund eine aggressivere Reaktion auf manche Reize zeigt, da ihm, vereinfacht gesagt, „Glückshormone“ fehlen. Das bedeutet, dass der Hund deutlich weniger durch Barf aggressiv werden kann, da ihn das frische Fleisch ausreichend mit den notwendigen Aminosäuren versorgt. Ein minderwertiges Fertigfutter birgt diese Gefahr aber durchaus.
Ein gesunder Hund ist ein entspannter Hund
Generell ist es also ganz einfach: Was der Hund frisst, hat als erstes Einfluss auf sein Verdauungssystem. Läuft dort alles rund und leicht, hat der Hund keine Schmerzen und ist mit allen wichtigen Nährstoffen gut versorgt.
Fazit ist also: Es macht nicht das Frischfleisch im Barf aggressiv, sondern im Gegenteil, eher das Fehlen von frischem Fleisch bei anderen Ernährungsformen.
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