Weil Herrchen oder Frauchen auf Fleisch verzichten, guckt bald vielleicht auch der Hund erstaunt auf seinen Frühstücks-Haferbrei und fragt sich, wie es soweit kommen konnte.
Vegane Ernährung ist für Menschen zurzeit ein großes Thema und immer öfter findet in veganen Haushalten auch der Vierbeiner nur noch Obst und Gemüse im Napf vor. Was gut ist für die Umwelt und die eigene Gesundheit kann doch auch für den Hund nicht schlecht sein, oder? Und schließlich gehört ein vegetarischer Bestandteil auch fest in den Barf-Plan, warum also nicht komplett umstellen? Der Mythos, man könne einen Hund auch ohne Fleisch gesund barfen, hält sich hartnäckig und findet unter veganen Hundehaltern immer mehr Befürworter.
Vegan gebarft: Das bedeutet es für den Hund
Barf wird oft nur als Frischfütterung verstanden, so dass viele Hundehalter denken, sie könnten auch lediglich mit frischem pflanzlichem Futter barfen. Der Grundgedanke hinter Barf ist jedoch die Fütterung von rohem Fleisch als Hauptbestandteil. Nicht lediglich die Tatsache, dass man beliebige Bestandteile roh füttert!
Fleisch ist für Hunde, als Nachfahren des Wolfes, das Grundnahrungsmittel, da es ihnen genau die Nährstoffe und Vitalstoffe liefert, die sie benötigen. Nun wird zwar gelegentlich argumentiert, dass der Hund durch den Menschen soweit domestiziert wurde, dass er auch vegetarische Nahrung verwerten kann. Das stimmt insoweit, wie auch wir Menschen industrielle Nahrungsmittel zwar verwerten können. Gesund sind diese Nahrungsmittel daher aber noch lange nicht. Nur weil der Hund von Gemüse und Reis theoretisch überleben kann, ist er damit noch lange nicht ausreichend versorgt.
Der vegetarische Tag
Was oft zur Verwirrung führt, ist die Tatsache, dass man manchmal auch beim Barfen einen vegetarischer Tag pro Woche empfiehlt. Das wird dann schnell so verstanden, dass dieser Tag quasi „der gesunde Tag“ für den Hund ist und man deutet es genauso wie für den Menschen: Weniger Fleisch ist gesünder.
Das stimmt für den Hund leider absolut nicht! Der vegetarische Tag ist lediglich ein Kompromiss für die Hundehalter, die ihren Hund nicht einen Tag fasten lassen wollen. Das wäre stattdessen nämlich genauso möglich. Hierbei geht es nur darum, dass der Verdauungstrakt sich erholen kann. In der freien Wildbahn hat der Wolf auch nicht jeden Tag etwas zu fressen, so dass Magen und Darm auch mal ruhen können.
Was ist denn nun am Fleisch so toll?
Hunde haben, anders als wir Menschen, einen enorm hohen Proteinbedarf. Dieser lässt sich durch pflanzliche Nahrung nicht ausreichend decken. In veganem Hunde-Trockenfutter wird er oft durch stark verarbeitetes, konzentriertes Erbsenprotein oder Proteine aus Insekten gedeckt. Das hat dann aber mit Barfen, also frischer und roher Ernährung, nichts mehr zu tun.
Hinzu kommt, dass viele Vitamine und Mineralstoffe, die der Hund dringend braucht, in bestimmten Teilen des „Beutetieres“ enthalten sind. In Innereien, Knochen bzw. Knorpeln, Blut und Pansen sind diese Nährstoffe so enthalten, wie der Beutefresser Hund sie benötigt und auch verwerten, also verdauen und aufnehmen kann.
Da hat die Natur sich schon etwas bei gedacht, dass der Wolf (bzw. der Hund als sein Nachfahre) als Raubtier komplett versorgt wird durch das, was seine Beute ihm zu bieten hat. Klar, der Mageninhalt wird mit verspeist und bietet dem Wolf auch einen gewissen vegetarischen Anteil seiner Ernährung. Wie bei jeder gesunden Ernährung, egal ob bei Hund oder Mensch, kann man aber nicht einen Bestandteil herauspicken und alles andere weglassen.
Vegan aus Tierliebe?
Wer also aus ethischen bzw. Gründen der Tierliebe selbst auf Fleisch verzichtet, sollte nicht den Fehler machen, den Hund vegan barfen zu wollen. Denn mit Tierliebe hat es nichts zu tun, dem Vierbeiner seiner gesunden und natürlichen Nahrung zu berauben. Und nur damit Herrchen und Frauchen ein reines Gewissen haben.
Der Hund ist und bleibt ein Fleischfresser, ein Beutefresser, ein Raubtier. Selbst der niedlichste Chihuahua würde sich im Zweifelsfalle immer für ein blutiges Stück Fleisch entscheiden. Denn er weiß ganz genau, was gut für ihn ist.
Quelle Titelbild: Bischoff49 / Pixabay, creative commons public domain